DER FREUND VON DAMALS von Sarah Kürschner

DER FREUND VON DAMALS von Sarah Kürschner

Geh nicht an mir vorbei.

Mach mich an.

Wir hatten so schöne Zeiten früher zusammen.

Hallo!? Siehst du mich noch? Ich bin voller Staub.

Jetzt benutzt du nur noch dein Handy.

Dein blödes Handy.

Kennst du mich überhaupt noch? Weißt du noch wie ich aussehe? Weißt du noch wie ichfunktioniere? Hast du mich vergessen?

Ich will wieder gebraucht werden. Ich bin voller Power.

Früher war ich ständig in Gebrauch. Egal ob am Morgen, am Abend oder in der Nacht. Ich lief ununterbrochen.

Jetzt weiß ich gar nicht mehr, ob ich noch funktioniere.

Du hast mit mir gelacht, geweint, getanzt, jeden Tag.

Und heute? Und heute schaust du mich nicht mal mehr an. Du wirst bestimmt nicht mal mehrwissen, dass ich noch existiere. So weit hinten, wie ich im Regal stehe.

Wahrscheinlich hast du sogar die Gründe für mein Dasein weggeschmissen. Die CDs, die wir ständiggehört haben. So kann ich dir meine Energie gar nicht mehr zeigen.

Aber sicherlich weißt du nicht mal mehr, wie CDs überhaupt aussehen.

Wir waren früher unzertrennlich, ein Ein & Alles. Ich habe immer gemerkt, wie es dir geht und warimmer für dich da. Egal ob du Streit mit deiner Mutter, Liebeskummer oder Party mit deiner Freundingemacht hast.

Aber heute hast du Ersatz gefunden, Ersatz für mich.

Ich sehe dich ständig, wie du mit deinem Handy durch den Raum läufst und Musik hörst oder dieganze Zeit darin rumtippst.

Nur siehst du MICH nicht. Selbst die Bücher neben mir schaust du nicht mehr an.

Ich will und kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass du mich irgendwann wieder siehst. Dass du dichan unsere schöne gemeinsame Zeit erinnerst.

Aber du hast sie bestimmt schon vergessen.

Nur ich hänge immer noch an diesen unvergesslichen Erinnerungen.

So viele Fragen gehen mir durch den Kopf, wenn du tagsüber unterwegs bist.

„Warum bin ich nutzlos für dich geworden? Warum bedienst du mich nicht mehr? Warum stehe ichhier nur rum? Warum? Warum? Warum?“

Mittlerweile hasse ich deinen neuen Begleiter. Das ist die Sache, womit du dich die ganze Zeitbeschäftigst.

Du müsstest dich mal dabei beobachten, wie du da rein starrst.

Jetzt gerade schon wieder.

Du ignorierst alles um dich herum. Zum Beispiel auch das, an was du dich früher alles erfreut hast.Wie mich!

Ich fühle mich einsam ohne dich.

Leg doch einfach mal dein Handy weg und hör mit mir Musik, so wie früher.

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