Wirtschaft & Politik zum Anfassen

Wirtschaft & Politik zum Anfassen

Das Planspiel “POL&IS” der Bundeswehr ist mehr als langweilige Staatstreffen und Regierungsgespräche. Bei dieser Simulation kommt es auf die Teilnehmer an: von den Vertretern der Regierung eines Landes über die NGO’s und Weltpresse bis hin zur Weltbank besitzt jeder einzelne Teilnehmer eine einmalige, spezielle Rolle. Dabei gibt es keinen festen Plan, wohin die Reise der Simulation geht, die Richtung bestimmen allein die Spieler. Es müssen Verträge mit anderen Ländern verhandelt werden, es muss wirtschaftlich an der Börse gehandelt werden und auch die Umwelt darf man nicht vernachlässigen. Dazu kommen Haushaltsplanung, Auf- oder Abrüstungspläne des Militärs und das schnelle Reagieren auf unvorhergesehene Krisen.

Die Simulation umfasst für ein Simulationsjahr immer den gleichen Ablauf. Zunächst wird der Haushaltsplan für das kommende Jahr aufgestellt. Dabei müssen neben der Wirtschaft, dem Militär und der Umwelt auch die aufgekommenen Krisen berücksichtigt werden. Um diese Krisen einzudämmen, sind politische Programme notwendig. Anschließend handelt der Wirtschaftsminister an der Börse, verkauft überschüssige Ressourcen und kauft dringend benötigte Waren. In dieser Phase schließt der Regierungschef Verträge mit anderen Ländern, z.B. über Ressourcen für das kommende Jahr oder Bündnisse der Sicherheit. Der Staatsminister kann in dieser Phase nicht nur das Militär einsetzen, sondern auch Entwicklungshelfer oder Polizisten in ein Land zur Unterstützung schicken. Danach folgt eine kurze Beratungsphase innerhalb eines jeden Landes. Zum Jahresabschluss folgt die Internationale Information, jedes Land hält hierbei, vertreten durch einen Vertreter der Regierung, eine kurze Rede. In dieser Rede blickt man auf das vergangene Jahr zurück, erklärt wichtige Zukunftspläne und präsentiert seinen Erfolg bzw. Misserfolg. Hierbei ist rhetorisches Geschick besonders gefragt, um nicht zuletzt Misserfolge und Krisen zu beschönigen oder kleinzureden. Der Vertreter eines jeden Landes muss hierbei auch der Weltgemeinschaft Rede und Antwort stehen.

Für uns persönlich bietet das POL&IS-Projekt eine gute Möglichkeit, um sich mit der internationalen Politik auseinanderzusetzen, rhetorisches Geschick und verantwortungsvolles Handeln zu erlernen und zu festigen. Klar geht gerne mal etwas schief und es ist stressig zu Beginn, jedoch lernt man im Spielverlauf schnell dazu. Ein Tipp für einen weniger stressigen Spielverlauf ist es, sich konkret mit den Möglichkeiten seines Landes auseinander zu setzen, um sich bei Spielbeginn schon die richtigen Partnerländer aussuchen zu können. Auch ist es entscheidend, innerhalb einer Regierung zu funktionieren. Selbst als Regierungschef muss man kürzertreten und kann seinen Ministern nicht detailliert Anweisungen geben, sondern eher eine grobe Richtung, wohin die Reise geht. Es klappt auch mit ein wenig Demokratie innerhalb eines Regierungsstabs.

Falls kein Land eine internationale Krise (meist außerhalb der sowieso gegebenen Krisen) auslöst, vergehen die Jahre relativ geradlinig und monoton. Sie haben ihren Reiz, aber bieten außer der gegebenen Routine nicht mehr. Ein Land mit Macht kann auch mal Ansprüche stellen und einfordern oder durch aggressive Handlungen, sei es militärisch oder rhetorisch, Bewegung in die Simulation bringen. Von einem Krieg zweier oder mehrerer großer Länder ist hingegen aber abzuraten. Das bremst mehr als es bringt und frustriert alle. Wir haben es ausprobiert… es endete im 3. Weltkrieg. Darum noch ein Tipp: Seid euch eurer Entscheidungen und Wortgefechten bewusst. Wirklich ALLES, was ihr sagt, wird von den anderen Staaten genommen und auf die Goldwaage gelegt. Seid außerdem nicht zu nett zueinander, versucht nicht, euch als Minister zu verkörpern, sondern euch auch mal an die Realität anlehnen. Das macht die Simulation auch spannender. Zuletzt raten wir euch, es rund um das Spiel, also alles außerhalb des “Roleplays”, nicht zu übertreiben. Sei es lautes (auch leises) Zwischenreden oder große Unaufmerksamkeit. Das stört ziemlich schnell und nervt nicht nur die Jugendoffiziere, sondern nicht zuletzt euch und eure Simulation. Also am besten aufmerksam bleiben und nicht an der Börse verrechnen!

Text: Stefan Grüßung und Christian Andres